919.118
Verordnung
über die Beurteilung der Nachhaltigkeit
in der Landwirtschaft
vom 7. Dezember 1998 (Stand am 1. Januar 2025)
Der Schweizerische Bundesrat,
gestützt auf die Artikel 6a Absatz 2, 6b Absatz 3 und 185 Absatz 2 des Landwirtschaftsgesetzes vom 29. April 19981 (LwG),2
verordnet:
1 Diese Verordnung regelt:
- a.
- die Beurteilung der Agrarpolitik und der Leistungen der Landwirtschaft unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit;
- b.
- die Reduktionsziele für Nährstoffverluste;
- c.
- die Methoden zur Berechnung der Stickstoff- und Phosphorverluste sowie der Risiken durch den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln;
- d.3
- die Lieferung von Daten für die zentrale Auswertung von Buchhaltungsdaten und die Verwendung der Daten; und
- e.4
- die Lieferung von Daten für das regionale und betriebsbezogene Agrarumweltmonitoring und die Verwendung der Daten.5
2 Die Beurteilung betrifft die wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Auswirkungen der Agrarpolitik und der Leistungen der Landwirtschaft. Sie ist periodisch vorzunehmen.
3 Die Untersuchung und Beurteilung der agrarpolitischen Massnahmen durch öffentliche Forschungsinstitutionen und durch Dritte wird im Rahmen der bewilligten Kredite abgegolten.
1 Untersucht werden:
- a.
- der Agrarsektor insgesamt;
- b.6
- einzelne Landwirtschaftsbetriebe anhand einer repräsentativen Stichprobe;
- c.
- die Regionen;
- d.
- die agrarpolitischen Massnahmen.
2 Das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) stützt sich dafür auf die folgenden Grundlagen:7
- a.
- die landwirtschaftliche Gesamtrechnung;
- b.
- ökologische und soziale Indikatoren;
- c.
- die Buchhaltungsdaten einer Stichprobe repräsentativer Landwirtschaftsbetriebe;
- d.
- Verwaltungsdaten;
- e.
- Erhebungen und Umfragen;
- f.
- Simulationen und theoretische Berechnungen;
- g.
- wissenschaftliche Untersuchungen.
3 Es zieht die Evaluationen der landwirtschaftlichen Forschungsanstalten herbei. Es kann die Dienste anderer Bundesstellen oder privater Organisationen in Anspruch nehmen.
Das BLW8 stützt sich für die wirtschaftliche Beurteilung des Agrarsektors hauptsächlich auf die landwirtschaftliche Gesamtrechnung.
1 Das BLW verwendet für die einzelbetriebliche Beurteilung der wirtschaftlichen Lage die Daten aus der zentralen Auswertung von Buchhaltungsdaten.
2 Dazu nimmt es eine Gegenüberstellung des bäuerlichen Arbeitsverdienstes und des Vergleichseinkommens vor und analysiert die Entwicklung und die Streuung der Produktivitäts- und Rentabilitätsindikatoren der landwirtschaftlichen Betriebe.
1 Der für die Untersuchung massgebliche landwirtschaftliche Arbeitsverdienst wird auf der Grundlage des von einer vollzeitlich in der Landwirtschaft beschäftigten Person erwirtschafteten Verdiensts berechnet. Teilzeitlich in der Landwirtschaft beschäftigte Personen werden im Verhältnis zur von ihnen auf dem Betrieb verrichteten Arbeit gezählt (Basis: 280 Arbeitstage). Eine Person kann nicht mehr als einer Arbeitseinheit entsprechen.
2 Der landwirtschaftliche Arbeitsverdienst entspricht dem landwirtschaftlichen Einkommen abzüglich eines bestimmten Zinses für das eingesetzte Eigenkapital. Angewandt wird der mittlere Zinssatz für Bundesobligationen.
1 Das Vergleichseinkommen wird auf der Grundlage der vom Bundesamt für Statistik alle zwei Jahre durchgeführten Lohnstrukturerhebung und der Entwicklung des Lohnindexes berechnet.
2 Das Vergleichseinkommen entspricht dem Zentralwert der Löhne aller im Sekundär- und Tertiärsektor beschäftigten Angestellten. Es umfasst den standardisierten Jahresbruttolohn sowie besondere Vergütungen und den 13. Monatslohn.
3 Die Löhne von Teilzeitangestellten werden in Jahreseinkommen für eine Vollzeitanstellung umgerechnet.
1 Die wirtschaftliche Beurteilung der Landwirtschaft erfolgt auch regionsweise.
2 Die zu Grunde gelegten Regionen entsprechen den in der landwirtschaftlichen Zonen-Verordnung vom 7. Dezember 199810 definierten Zonen oder Zonengruppen.
1 Für das einzelbetriebliche Monitoring der Einkommenssituation in der Landwirtschaft bestimmt Agroscope jährlich eine repräsentative Stichprobe von zufällig ausgewählten Landwirtschaftsbetrieben (Stichprobe Einkommenssituation).
2 Die Stichprobe Einkommenssituation ist repräsentativ, wenn für die gesamte Schweiz und für die einzelnen landwirtschaftlichen Regionen, wie Tal-, Hügel- und Bergregionen, statistisch gesicherte Aussagen möglich sind.
3 Für die Beurteilung der Wirtschaftlichkeit einzelner Betriebszweige bestimmt Agroscope jährlich eine Stichprobe von ausgewählten Landwirtschaftsbetrieben (Stichprobe Betriebsführung).
1 Agroscope teilt den Bewirtschafterinnen und Bewirtschaftern mit, dass ihr Betrieb für die Datenlieferung ausgewählt wurde. Stimmt die Bewirtschafterin oder der Bewirtschafter der Datenlieferung zu, so werden die Daten in pseudonymisierter Form zur Auswertung an Agroscope weitergegeben.
2 Agroscope informiert die Bewirtschafterinnen und Bewirtschafter darüber, dass ihre Buchhaltungsdaten:
- a.
- mit Daten aus Informationssystemen des Bundes verknüpft werden dürfen;
- b.
- für Studien-, Forschungs- und Ausbildungszwecke weitergegeben werden dürfen an:
- 1.
- Hochschulen und Forschungsinstitutionen,
- 2.
- Dritte, sofern diese im Auftrag des Bundes handeln.
3 Die Bewirtschafterinnen und Bewirtschafter werden für die Ablieferung auswertbarer Daten entschädigt.
1 Das BLW beurteilt periodisch die Entwicklung der ökologischen Leistungen der Landwirtschaftsbetriebe, auch im Tierschutzbereich, und die Auswirkungen der Landwirtschaft auf die natürlichen Lebensgrundlagen.
2 Es beurteilt anhand von gesamtschweizerischen, regionalen und betriebsbezogenen Ökoindikatoren die quantitativen und qualitativen Auswirkungen der Agrarpolitik. Diese Indikatoren sind mit den internationalen Normen vergleichbar.
1 Das BLW stützt sich für die ökologische Beurteilung auf folgende Indikatoren:
- a.
- Stoff- und Energieumsatz;
- b.
- Emissionen umweltschädigender Stoffe;
- c.
- Ertragsfähigkeit der Böden;
- d.
- biologische Vielfalt;
- e.
- Nutztierhaltung.
2 Das BLW erarbeitet die Indikatoren zusammen mit anderen Bundesstellen, den interessierten Kreisen und anderen Institutionen.
1 Agroscope führt ein regionales und betriebsbezogenes Agrarumweltmonitoring durch. Für das Agrarumweltmonitoring verwendet es verfügbare Daten und Daten aus Umfragen und aus landwirtschaftlichen Farm-Management-Informationssystemen (FMIS).
2 Die Datenlieferungen für das Agrarumweltmonitoring sind freiwillig. Agroscope informiert die Bewirtschafterinnen und Bewirtschafter darüber, dass die einzelbetrieblichen Daten:
- a.
- mit Daten aus Informationssystemen des Bundes und weiteren, nicht personenbezogenen Daten verknüpft werden dürfen;
- b.
- pseudonymisiert für Studien-, Forschungs- und Ausbildungszwecke weitergegeben werden dürfen an:
- 1.
- Hochschulen und Forschungsinstitutionen,
- 2.
- Dritte, sofern diese im Auftrag des Bundes handeln.
3 Die Datenlieferungen werden wie folgt entschädigt:
- a.
- Betreiber von FMIS erhalten eine Entschädigung für den Initialaufwand und eine Entschädigung pro gelieferten Betriebsdatensatz.
- b.
- Bewirtschafterinnen und Bewirtschafter erhalten bei erfolgter Datenlieferung eine Entschädigung pro Kalenderjahr.
4 Agroscope definiert die Schnittstelle zur Datenübermittlung aus FMIS.
5 Es kann die maximale Stichprobengrösse für Daten nach Absatz 2 festlegen.
1 Das BLW beurteilt die Entwicklung der landwirtschaftlichen Strukturen und der sozialen Bedingungen in der Landwirtschaft namentlich im Hinblick auf die Erfüllung der gemeinwirtschaftlichen Aufgaben.
2 Es verfolgt und beurteilt die Entwicklung entsprechender Indikatoren.
Im Vergleich zum Mittelwert der Jahre 2014–2016 werden bis zum Jahr 2030 die Verluste wie folgt reduziert:
- a.15
- Stickstoff: um mindestens 15 Prozent;
- b.
- Phosphor: um mindestens 20 Prozent.
Zur Berechnung der Stickstoff- und Phosphorverluste nach Artikel 10a wird eine nationale Input-Output-Bilanz-Methode für die Schweizer Landwirtschaft verwendet. Massgebend ist die in der Publikation «Nährstoffbilanz der schweizerischen Landwirtschaft für die Jahre 1975 bis 2018»16 beschriebene Berechnungsmethode.
1 Die Risiken nach Artikel 6b LwG werden durch die Addition der mit der Verwendung der einzelnen Wirkstoffe verbundenen Risiken ermittelt.
2 Für jeden Wirkstoff werden Risikowerte berechnet. Diese basieren auf Folgendem:
- a.
- für Oberflächengewässer und naturnahe Lebensräume: auf der Menge des Wirkstoffs, die bei der Anwendung potenziell in diese Umgebung gelangen kann, und auf der Toxizität des Wirkstoffs;
- b.
- für das Grundwasser: auf der Menge der Metaboliten des Wirkstoffs, die bei der Anwendung potenziell ins Grundwasser gelangen kann.
3 Die Risiken werden jährlich pro Wirkstoff wie folgt berechnet:
- a.
- für Oberflächengewässer: durch Multiplikation des Risikowertes für Wasserorganismen mit der behandelten Fläche und dem von den Anwendungsbedingungen abhängigen Expositionsfaktor;
- b.
- für naturnahe Lebensräume: durch Multiplikation des Risikowertes für Nichtzielorganismen mit der behandelten Fläche und dem von den Anwendungsbedingungen abhängigen Expositionsfaktor;
- c.
- für das Grundwasser: durch Multiplikation des Risikowertes für die potenzielle Metabolitenbelastung im Grundwasser mit der behandelten Fläche.
1 Das BLW erstellt und veröffentlicht jährlich einen Bericht über die Resultate der Beurteilung der Landwirtschaft unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit.
2 Es sind auch gesonderte Veröffentlichungen über die verschiedenen Beurteilungsbereiche möglich.
Diese Verordnung tritt am 1. Januar 1999 in Kraft.